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Aurelius – Waren Sie immun?

Gestern, den 28.3, fiel der Kurs der Aurelius Aktie um Spitze über 30 Prozent. Hintergrund sind Zweifel an der Werthaltigkeit des Unternehmens, die ein Shortseller in Umlauf gebracht hat.

Wahrscheinlich hätte ich auf diese Meldung mit einem Schulterzucken reagiert, wenn ich nicht seit einigen Wochen auf Facebook in mehreren Aktiengruppen aktiv wäre. Dort wird überwiegend ein langfristiger, konservativer Anlagestil gepflegt. Die Leute sind nett und ich lerne immer wieder etwas dazu. Unter anderem begegne ich dort auch Aktien, mit denen ich mich zuvor nie beschäftigt hatte. Eine davon war Aurelius. Gruppenübergreifend gab es um diese Aktie einen regelrechten Hype.

Aurelius Superstar

Umfrage in Facebbok zu Unternehmen, die in 15-20 Jahren ihren Wert verzehnfacht haben werden. Platz 1: Aurelius

Umfrage

Aufgrund des großen Interesses habe ich die Aktie in den Aktienfinder aufgenommen. Mit einer leicht negativen Steigerungsrate für den Gewinn auf 5 Jahre und einer sehr niedrigen Gewinnkorrelation von 0.3 von 1.0 war die Aktie kein Wachstumswert. Nun gut, das trifft auf die meisten Aktien zu.

Aurelius und die Wachstumsphilosophie

Wer auf die Wachstumsstrategie setzt, käme den nackten Zahlen entsprechend kaum auf die Idee, Aurelius in sein Depot zu holen. Die Wachstumsstrategie besteht aber nicht nur aus Zahlen, die irgendwelche Algorithmen im Aktienfinder ausspucken. Vielmehr basiert das Fundament der Wachstumsstrategie auf einem Regelwerk, dem wiederum eine Philosophie zugrunde liegt, die untrennbar mit Berechenbarkeit und Kontinuität verbunden ist. Und Aurelius als Buy-Sell-Beteilgungsgesellschaft ist kein Wert, der zu einer solchen Philosophie passt.

Entsprechend habe ich mich in Facebook gegen den Trend gestemmt:

Aurelius Meinung

Was mich an dem Papier störte, waren weder schlechtes Management noch Betrugsvorwürfe eines Shortsellers (die jedoch zeigen, wie angreifbar eine Bilanzierung ist, die im Wesentlichen auf negativem Goodwill basiert), sondern das Geschäftsmodel an sich. Jedes zu veräußernde Unternehmen muss zunächst mit einem Abschlag zum fairen Marktwert (dem negativen Goodwill) erworben und gegebenenfalls restrukturiert werden, um es nach Jahren gewinnbringend verkaufen zu können. Dies stellt eine jahrelange Ungewissheit dar.

Der Mangel an Berechenbarkeit und Kontinuität wird auch bei der Dividende deutlich. Der größte Teil der Dividende wird stets als Sonderdividende ausgewiesen – also rein formal einer Dividende, die auf einem nicht wiederkehrenden Einzelfall beruht.

Über diese „Vergewaltigung“ der Special Dividend habe ich gleich nach Aufnahme von Aurelius einen eigenen Facebook-Eintrag geschrieben - übrigens mein einziger auf dieser Seite, die ich ansonsten nur für das Verkünden von Neuerungen rund um den Aktienfinder benutze:

Special dividend

Fazit

Schon aus dem Geschäftsmodel lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob ein Unternehmen in die Wachstumsstrategie passt oder nicht. Hierfür bedarf es weder eines Blicks in die Bilanz, noch braucht man zu verstehen, was negativer Goodwill ist.

Das die Algorithmen des Aktienfinders die fehlende Kontinuität in Kennzahlen wiederspiegeln, ist das Eine. Das Andere ist, sich selbst zu fragen, inwiefern das jeweilige Unternehmen der Philosophie der Wachstumsstrategie entspricht. Natürlich sind Sie auch als Aktionär eines Wachstumsunternehmens nicht vor einer bösen Überraschung gefeit. Doch ist die Wahrscheinlichkeit geringer. Deshalb: Wiederstehen Sie einem Hype, dann sind Sie vor den möglichen Folgen immun.

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