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Bye, bye Nestle! Hallo Tencent!

Ich hatte im Juni Depotupdate angekündigt, einige Positionen auf den Prüfstand zu stellen. Unter anderem auch Nestle, die ich ebenfalls im Juni analysiert hatte. Kurz bis mittelfristig, dass heißt über die nächsten zwei Jahre, habe ich ein eher ungünstiges Risiko-Chance-Verhältnis gesehen. Und wann es darüber hinaus wieder besser wird, steht in den Sternen. Konsequenterweise habe ich mich von 200 Stück Nestle getrennt und mir dafür 300 Stück Tencent zugelegt.

Wenn man die Gewinnentwicklung beider Unternehmen vergleicht, wird meine Motivation wahrscheinlich klar.

Nestle
Nestle: Jahrelang stagnierender Gewinn
Tencent
Tencent: Rasantes Wachstum in einem riesigen Markt

Während Nestle in einem weitgehend gesättigten Markt tätig ist, wo Wachstum vor allem durch Übernahmen zustande kommt, wächst Tencent rasant aus eigener Kraft. Tencent wird oft als Facebook Chinas bezeichnet. Doch in China ist es weit mehr als das. Es ist Paypal (Online Bezahlung), Steam (Online Spiele Plattform), WhatsApp (Online-Kommunikation) und unter anderem natürlich auch Facebook. In den meisten Bereichen ist Tencent dabei die Nummer Eins in China, einem Markt mit weiter rasant wachsendem Online-Wachstum.

Tencent
Tencent: In vielen Bereichen die Nummer Eins in China

Im Gegensatz zu Facebook bezahlt Tencent seit 2005 Dividende und erlangt im Aktienfinder gleich alle drei Qualitätsauszeichnungen eines Wachstumswerts. Dass trotz Steigerungsraten der Dividende von über 30 Prozent die aktuelle Rendite bei "nur" etwas über 0,2 Prozent liegt, hat sowohl mit den stark steigenden Kursen zu tun (die wiederum eine Folge des Gewinnwachstums sind) als auch mit der Tatsache, dass Tencent lieber investiert, um wiederum den Gewinn zu steigern. Bei einer aktuellen Ausschüttungsquote von nur leicht über 10 Prozent ist bei diesen Aussichten von einer weiter rasant steigenden Dividende auszugehen.

Tencent
Quelle: Aktienfinder.Net

Tencent zu teuer?

Wie man anhand der Fair Values sehen kann, ist die Aktie nicht ganz billig. Dennoch habe ich gekauft, weil ich davon ausgehe, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis die Aktie in die Bewertung hineingewachsen ist. Auf den günstigen Einstieg zu warten, wird nicht immer belohnt. Das beste Beispiel hierfür sind Amazon, Alphabet & Co. Natürlich wäre ich besser schon letztes, noch besser vorletztes Jahr, eingestiegen. Doch lamentieren hilft genauso wenig wie das Festhalten an Aktien mit mangelnder Wachstumsperspektive, und da Nestle in den letzten Monaten recht gut gelaufen ist, war es ein attraktiver Zeitpunkt zum Verkauf. Da ich mir die Position im Jahr 2008 während der Finanzkrise  zugelegt habe, konnte ich knapp 11.000 € steuerfreien Kursgewinn und rund 3.000 € an Dividenden kassieren (die genauen Zahlen zum Verkauf gibt es in meiner Depotübersicht in der Tabelle ganz unten).

Wann verkaufen?

Ein Wachstumswert bleibt nicht immer ein Wachstumswert. Deshalb halte ich es für konsequent, sich von Aktien zu trennen, wenn deren Wachstumsaussichten eher verhalten sind und man Aktien mit besseren Perspektiven im Visier hat. Der Verkauf sollte jedoch mit ruhiger Hand vonstatten gehen, um Aktionismus vorzubeugen. Nestle war für mich schon seit Monaten eine potentielle Verkaufsposition. Der konkrete Verkaufszeitpunkt war mich der kleine Kurssprung anlässlich des Einstiegs des Hedgefonds Third Point als Investor. Solche Kursgewinne sind für gewöhnlich von kurzer Dauer, weshalb ich mich vor dem erwarteten Kursrückgang verabschiedet habe.

Solche Verkaufsgelegenheiten gibt es immer wieder. So habe ich mich von kurzen auch von General Electric getrennt, nachdem der anstehende Wechsel des CEOs bekannt wurde und der Aktie zu einem schnellen Kursanstieg verhalf. Auch hier wurden über den Kurs Vorschusslorbeeren verteilt, die schnell verwelkten.

Wichtig bei all diesen Verkäufen im Rahmen der Wachstumsstrategie ist jedoch, dass diese Verkäufe nicht spontan erfolgen, sondern die Bereitschaft, zu verkaufen, bereits existiert. Nur der genaue Zeitpunkt ist dann noch offen. Wenn man so will, ist dies eine Art Markettiming, auf das ich als langfristiger Anleger eigentlich nicht viel gebe. Auf der anderen Seite bedeutet dies jedoch nicht, dass man günstige Gelegenheiten nicht ergreifen soll.

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Kommentar von Mr. B |

Hallo
Interessanter neuer Wert. Weißt du schon wie das mit der Quellensteuer bei Tencent abläuft?

Danke & Grüße
Mr. B

Antwort von Torsten

Hallo mister,

laut Recherche erhebt Tencent keine Quellensteuer für Dividenden. D.h. ich müsste die Dividende in Deutschland voll versteuern, wie man es z.B. mit BASF & Co macht. Soweit die Theorie. Zur Praxis kann ich erst was sagen, wenn es soweit ist.

Siehe auch hier: http://www.asiabriefing.com/news/2015/03/analyse-der-quellensteuer-in-asien/

Gruß,Torsten

 

Kommentar von Mathias |

Es fällt keine Quellensteuer an!

Antwort von Torsten

Auch nicht in Deutschland. Das ist ja ein Traum. Da haue ich gleich die nächste Order raus!  ;)

Gruß!

Torrsten

Kommentar von Robert |

Hi Torsten,

interessanter Wert. Hast Du Tencent über IB gekauft und schreibst Call´s drauf? Kürzel "700"?

Spannende Arbeit die Du hier machst.

Herzliche Grüße

Robert

Antwort von Torsten

Hallo Robert,

ja, Tencent ist die 700. Calls habe ich noch nicht drauf geschrieben, weil ich aktuell Probleme mit den Marktdaten Hong-Kong habe. Von Blind Traden ist eher abzuraten ;)

Lieben Gruß zurück,

Torsten