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Covered Call Szenarien für ihr Depot
Über den Verkauf von Call-Optionen auf eigene Aktien kann man zusätzlich zu Dividenden eine Prämie einnehmen. Stellt sich die Frage, in welchen Szenarien der Covered Call (im Folgenden einfach nur „Call“) einsetzbar ist und wann das Risiko den Nutzen übersteigt.
Viele langfristige Investoren kommen ohne Optionen aus und setzen auf die Dividende und deren Steigerung über die Jahre hinweg, um sich ein Nebeneinkommen aufzubauen. Diese Strategie ist einfach und funktioniert, weshalb es im Aktienfinder auch die Auszeichnung für Unternehmen mit schnell steigender Dividende gibt (Dividendensprinter).
Möglichkeiten und Risiken von Calls
Nun ist es möglich, seine Aktien über Call-Optionen für einen bestimmten Zeitraum zu einem bestimmten Kurs zum Verkauf anzubieten. Für dieses Angebot erhält man eine Prämie. Oft wird ein Verkaufskurs gewählt, der deutlich über dem aktuellen Kurs liegt. Die Aktie muss also mehr oder weniger stark steigen, damit die Option ausgeübt wird und einem die Aktien weggekauft werden. Die Höhe der eingenommenen Prämie ist insbesondere abhängig von der Volatilität, der Entfernung des Strikes zum aktuellen Kurs und der Laufzeit. Bei mir liegt die Prämie meist irgendwo zwischen 0,3 und 1 Prozent im Monat.
Stellt sich die Frage, wann es Sinn macht, auf Positionen im eigenen Depot Call-Optionen zu schreiben. Der Vorteil liegt auf der Hand. Durch die Prämie erzielen Sie zusätzlich zu Dividenden einen weiteren Einkommensstrom aus ihren Aktien. Der Nachteil ist, dass unweigerlich irgendwann einige ihrer Optionen ins Geld laufen werden. Es droht dann der Zwangsverkauf ihrer Aktien. Sie können dann entweder die Optionen mit Verlust schließen oder ihre Aktien abgegeben.
Der Rückkauf der Option kann die zuvor erzielte Prämie um ein Vielfaches übersteigen. So erging es mir am Anfang meiner „Optionskarriere“. Auf der Suche nach leichtverdientem Geld schrieb ich Calls auf Aktien, die ich nicht verkaufen wollte. Als Jack Henry bei 97,02 Dollar stand, habe ich sie für 100 Dollar zum Verkauf angeboten (siehe Trade 5 in der Aufstellung meiner Optionstrades). Hierfür erzielte ich 0,70 Dollar Prämie pro Aktie. Natürlich stieg die Aktie (deshalb hatte ich sie mir ja ins Depot gelegt) und ich kaufte die Option für 4,50 Dollar pro Aktie zurück. Mein Problem war, dass ich die Aktien nicht hergeben wollte, weshalb ich die Option auf Jack Henry nicht hätte verkaufen (schreiben) dürfen.
Szenarien für Covered Calls
Nun gibt es aber durchaus sinnvolle Verwendungen von Calls. Im meinem Depot verwende ich Calls für zwei verschiedene Szenarien.
Szenario 1: Covered Call zwecks Gewinnmitnahme bei Überbewertung
Es kann sinnvoll sein, gut laufende Aktien zu verkaufen. Entweder direkt oder über Calls. Nämlich dann, wenn sie soweit gestiegen sind, dass eine Überbewertung naheliegt. Aller Wahrscheinlichkeit wird der Kurs früher oder später fallen, um sich dem fairen Wert anzunähern. In der Phase der Überbewertung kann man die Aktie verkaufen und die Aktie und nach einer Korrektur wieder zurückkaufen.
Im folgenden einige Beispiele für Calls auf Aktien, die ich für überbewertet halte.
Unilever
Während die meisten Aktien aus der Nahrungsmittelbranche stagnieren, hat der Kurs von Unilever einen guten Lauf. Im Zuge des gescheiterten Übernahmeangebots von Kraft Heinz stieg die Aktie seit Jahresanfang um gut 35 Prozent (1). Seitdem bewegt sich der Kurs auf hohem Niveau seitwärts (2).
Das Wachstum von Unilever ist intakt. Die Steigerung des Gewinns (3) pro Aktie basiert nicht ausschließlich aus Aktienrückkäufen, sondern ist auch organisch bedingt, wie sich am Umsatzwachstum erkennen lässt (4).
Konkurrenten wie Nestle oder Procter & Gamble schlägt Unilever deutlich. Dennoch muss man die Aktie auch als langfristiger Investor nicht um jeden Preis behalten. Die Berechnungen sowohl des historischen als auch des wachstumsbasierten fairen Werts legen eine deutliche Überbewertung von Unilever nahe – selbst bezogen auf die Prognose für das laufende Geschäftsjahr (5). Bei einem aktuellen Kurs um die 50 Euro liegt der faire Wert nicht über 41,50 Euro. Also in etwa der Kurs, bei dem die Aktie zu Jahresbeginn vor der Kaufofferte von Kraft Heinz stand. Eine deutliche Differenz.
Zugleich sieht man im Chart, dass der Kurs um die 51 Euro auf einen Widerstand zu treffen scheint (2). In der Überzeugung, der Kurs sei überbewertet, hätte ich meine Aktien verkaufen können. Stattdessen habe ich mich – aus meiner Sicht konservativ – für das Schreiben von Call-Optionen entschieden. Für 54 Euro biete ich meine Unilever zum Verkauf an und erziele hierfür 0,80 Euro Prämie pro Aktie (Trade 88). Um die Prämie bei einem Strike von 54 Euro zu erzielen, musste ich die Laufzeit auf den 16.03.2018 ausdehnen. Falls die Aktie in den folgenden Wochen oder Monaten im Rahmen der vorherrschenden Seitwärtsbewegung ein lokales Tief um die 48 Euro erreicht, kaufe ich die Optionen billiger zurück und schreibe nach einem weiteren Anstieg über 50 Euro möglicherweise erneut. Das Risiko liegt in der Möglichkeit, dass der Kurs die 54 Euro übersteigt. Dies könnte im Falle eines neuen Übernahmeangebots passieren.
Automatic Data Processing
Eine Aktie, an die ich als langfristiges Investment glaube. Doch ähnlich wie bei Unilever ist die Aktie bereits sportlich bewertet.
Über einen Call biete ich die Aktie bot ich die Aktie bei einem Kurs von 112,88 Dollar für 120 Dollar zum Kauf an (Trade 89). Die Laufzeit der Option beträgt 42 Tage. Da die Laufzeit in die Bekanntgabe des laufenden Quartalgewinns reicht (ein sogenannter Earningstrade) ließ sich eine sinnvolle Prämie erzielen. Nach den letzten Earnings machte die Aktie übrigens einen Sprung auf fast 120 Dollar um danach wieder zu fallen. Sollte ich ausgeübt werden, bin ich bereit, die Aktie auf reduziertem Niveau zurück zu kaufen.
Um Calls im Falle Überbewertung einzusetzen, muss man zwingend eine Vorstellung haben, wann eine Aktie überbewertet ist. Ich orientiere mich hierbei insbesondere an der historischen Bewertung basierend auf Gewinn und operativem Cash-Flow.
Szenario 2: Covered Call als Tradinginstrument
Nicht alle Positionen im Depot müssen langfristig ausgerichtet sein. L Brands beispielweise bekam ich über einen ausgeübten Short Put angedient (Trade 50). Da ich die Aktie für unterbewertet hielt, war ich bereit, mir diese andienen zu lassen.
Das heißt aber nicht, das L Brands nun jahrelang in meinem Depot bleiben muss. Deshalb schreibe ich Calls auf diese Position (Trades 63 und 82). Wichtig hierbei ist ein Strike möglichst nicht unterhalb des Einstiegsniveaus, um die Aktie nicht mit Verlust zu verkaufen. Deshalb ist es ratsam, dieses Vorgehen nur auf Aktien anzuwenden, von denen man glaubt, dass sie kurz- oder mittelfristig wieder steigen werden, um sich ihrem fairen Wert von unten kommend, anzunähern.
Die Gefahr bei dieser Strategie ist, das eigene Depot mit qualitativ fraglichen Aktien von Unternehmen zu belasten, die sich in einer strukturellen Krise mit ungewissem Ausgang befinden. Wegen einer oft höheren Volatilität der betroffenen Aktien und dem Risiko eines weiteren Kursverlusts, ist diese Strategie riskanter als der Call für Gewinnmitnahmen.
BP
Ein weiteres Beispiel für einen tradeorientierten Call ist BP (Trade 84). Ein Nicht-Wachstumswert, den ich mir vier Tage vor der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko zugelegt habe und mit dem ich seitdem im Minus bin. Zwar habe ich die Aktie schon sehr lange, doch spreche ich hier von Trade, weil ich bereit bin die Aktie des Cash-Flows wegen zu verkaufen und zu einem tieferen Kurs wieder zu kaufen.
An diesem Beispiel kann man sehen, dass Charttechnik keine absolute Sicherheit bietet, denn der Widerstand um die 480 britische Pence wurde überwunden (6) und die Option ist schon tief im Geld. Möglich, dass ich BP bald los bin.
Fazit
Covered Calls lassen sich für unterschiedliche Szenarien einsetzen, von denen ich zwei vorgestellt habe. Definitiv ist eine solche Strategie nicht für jeden geeignet oder interessant. Man muss schon eine gewisse Nähe zum Markt haben, sich mit den entsprechenden Aktien beschäftigen und bereit sein, ein Stück weit „flexibler“ zu agieren, als es Buy-And-Hold orientierte Anleger tun.
Wenn Sie sich für das Thema interessieren, schauen Sie bei meinen Optionstrades vorbei und beobachten Sie, wie sich meine Calls und damit verbunden mein Depot entwickeln. Was die Einschätzung der Qualität und des Preises einer Aktie im Sinne von Über- oder Unterbewertung angeht, lege ich Ihnen den Aktienfinder nahe, der auch Aktionären ohne Options-Ambitionen gute Dienste leistet.
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