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Das historische KGV - Günstig oder teuer auf einen Blick
Qualität hat ihren Preis, und der steigt für Wachstumswerte seit der Finanzkrise Jahr für Jahr. Die Bewertung klassischer Dividendenaristokraten wie Procter & Gamble, Coca-Cola, Nestle und anderer "sicherer Häfen" ist in die Höhe geschossen, wie der Chart des jährlichen Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) für die im Wachstumsfinder enthaltenen Unternehmen nun zeigt.
Als Beispiel ist hier die Entwicklung des KGVs von Johnson & Johnson, ebenfalls einem klassischen Dividendenaristokraten, abgebildet.
Man sieht, dass das KGV während - und sogar noch nach - der Finanzkrise bei knapp über 10 lag, heute jedoch bei 22 liegt. Das heutige KGV ist der Balken ganz rechts unter dem das heutige Datum steht. Dieses KGV bestimmt sich durch den aktuellen Kurs geteilt durch den Gewinn der letzten 12 Monate.
Um das jährliche KGV - also alle Balken links vom akuellen KGV - zu bestimmen, wird der Durchschnitt alle Schlusskurse eines Geschäftsjahres genommen und durch den Gewinn des jeweiligen Geschäftsjahres geteilt. Bei US-Werten fließen in das jeweilige Jahr etwas mehr als 250 Kurse in die Berechnung des Durchschnitts ein. Bei deutschen Unternehmen sind es etwa 260 Einzelkurse.
Der Mittelwert (Durchschnitt) der KGVs wird als horizontaler Balken in gestrichelter Form dargestellt. Das aktuelle KGV fließt nicht in die Durchschnittsberechnung ein, damit man dieses besser mit dem Mittelwert vergleichen kann.
KGVs in der Tabellenansicht
Das aktuelle KGV sowie die Prognosen für das aktuelle Jahr und das Folgejahr werden auch in der Tabelle oberhalb des Charts angezeigt. Hier ist zu beachten, dass die KGVs für dieses und das Folgejahr nicht von mir berechnet, sondern aus anderer Quelle übernommen werden. Bei Kapitalmaßnahmen versuche ich die Kurse, Gewinne, etc. zeitnah anzupassen. Doch selbst wenn ich das tue, kann eine Kapitalmaßnahme dazu führen, dass die Quelle ihre KGVs nicht zeitnah anpasst, so dass diese zunächst falsch bleiben. Aktuell ist dies bei Danaher der Fall. Sollte dies öfter vorkommen, so werde ich mir die Option einbauen, falsche KGVs auszublenden und erst dann wieder einzublenden, nachdem die Quelle die KGVs korrigiert hat.
Die zukünftigen KGVs für das aktuelle und das Folgejahr basieren auf den Schätzungen des zukünfigen Gewinns und erlauben - sofern vorhanden - eine erste Einschätzung, ob die zukünftigen Gewinne steigen oder fallen sollen. Dies ist der Grund, weshalb ich auf die beiden KGVs nicht verzichten wollte.
Ich habe mir auch überlegt, eine neue KGV-Spalte einzuführen, welche die Differenz zwischen dem durchschnittlichen KGV und dem aktuellen KGV angibt, damit man nach "billigen" Aktien sortieren kann. Wer dazu eine Meinung hat, kann mir diese gerne mitteilen.
Fazit
Mit dem Chart des historischen KGVs sieht man auf einen Blick, wie die Aktie im historischen Vergleich bewertet ist und kann dies bei der Auswahl der Aktien im Wachstumsfinder berücksichtigen.
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Kommentar von Gerhard |
Einfach nur super!!!
Dein Blog wird für mich immer mehr zur grossen Hilfe bei meiner Aktienauswahl!!Vielen Dank für deine Mühe
Antwort von Torsten
Hallo Gerhard,
freut mich, dass dir und hoffentlich auch anderen die Seite weiter hilft.
Gruß und alles Gute!
Torsten
Kommentar von ZaVodou |
"Ich habe mir auch überlegt, eine neue KGV-Spalte einzuführen, welche die Differenz zwischen dem durchschnittlichen KGV und dem aktuellen KGV angibt, damit man nach "billigen" Aktien sortieren kann. Wer dazu eine Meinung hat, kann mir diese gerne mitteilen."
Hallo Torsten,
das wäre eine gute Sache.
Ahoj
ZaVodou
Antwort von Torsten
Hi ZaVodou,
dann werde ich das mal auf meine ToDo-Liste aufnehmen. Sollte zwar keine große Sache sein, aber momentan habe ich mit der Seite andere Prioritäten.
Gruß!
Torsten
Kommentar von ZaVodou |
Hallo Torsten,
wäre zumindest mal ein Ansatz, um aufzuzeigen, welche Aktie zurzeit attraktiv Bewertet ist, wenn z. B. das aktuelle KGV (ttm) < als KGV10 ist.
Denn was nutzt es, wenn man weiss, welche Aktie ein starkes Wachstum aufweist, dafür aber ein zu hohes KGV zahlen muss.
Schön natürlich, wenn das alles maschinell einem raugeworfen wird.
Wie bist Du da bei Deinen bisherigen Kaufentscheidungen vorgegangen?
Ahoj
ZaVodou
Antwort von Torsten
Hallo ZaVodou,
um zu sehen, ob eine Aktie günstig ist, vergleicht man besser das heutige KVG mit dem Durchschnitts-KGV, nicht das KGV TTM mit dem Durchschnitts-KGV.
Bei meinen Kaufentscheidungen steht die Qualität des Unternehmens im Vordergrund. Natürlich möchte auch ich günstig kaufen, aber geht nur zu Krisenzeiten. Wenn eine Aktie - z.B. Bayer - gerade KGV-technisch günstig ist, so hat der Markt schon einen guten Grund hierfür. Bei Bayer z.B. die Monsanto-Übernahme. Insofern hindert mich auch ein hohes KGV nicht, eine Aktie zu kaufen, von der der Markt und ich denken, dass sie es wert ist.
Gruß!
Torsten
Kommentar von ZaVodou |
Und was machst Du, wenn Du mehrere Qualitätsaktien zur Auswahl hast?
Was ist der Unterschied zwischen heutigem KGV und KGV (ttm)?
Ahoj
Antwort von Torsten
Hi ZaVodou,
wenn mir mehrere Aktien gefallen, dann kommt es auch darauf an, welche Branche z.B. in meinem Depot untergewichtet ist, etc. Auch das KGV mag dann den Ausschlag geben. Allgemein erhebe ich nicht den Anspruch, ein System zum Nachahmen zu haben. Mir geht es darum, dass ich den Leute helfe, gute Aktien auszusuchen und diese langfristig zu halten. Welche Wachstumsstrategie im Detail verfolgt wird, bleibt jedem selbst überlassen.
Was ist der Unterschied zwischen heutigem KGV und KGV (ttm)?
Heutiges KGV = aktueller Kurs / Gewinn TTM
KGV TTM = Durchschnitt aller Kurse der letzten 12 Monate / Gewinn TTM
Gruß zurück!
Kommentar von ZaVodou |
"Allgemein erhebe ich nicht den Anspruch, ein System zum Nachahmen zu haben."
Hallo Torsten,
das finde ich aber gerade das Interessante. Die unterschiedlichen Vorgehensweisen zu vergleichen. Vielleicht entdeckt man das ein oder andere für sich oder merkt, dass etwas falsch ist, wovon man felsenfest überzeugt war, das das richtig ist.
Deswegen frage ich immer: Wie gehst Du vor?
Ob man das dann nachahmt oder nicht bleibt einem dann immer noch selbst überlassen.
zu ttm:
P/E (ttm) oder meine denglische Schreibweise KGV (ttm) bedeutet
aktueller Kurs geteilt durch die letzten 4 gemeldeten Quartale. Du hast also immer das aktuellste Quartal mit dabei. Liefert meiner Meinung nach das aktuellste KGV ohne irgendwelche Annahmen. Auf tatsächliche Zahlen beruhend.
Während das KGV den aktuellen Kurs durch den letzten gemeldeten Jahresgewinn teilt.
Ahoj
Antwort von Torsten
Hallo ZaVodou,
es gibt ja viele Bloggerkollegen, die ihre Kaufstrategien offen legen - wie z.B. Alexander von Rente-Mit-Dividende. Da sollte kein Mangel an Inspiration vorhanden sein. Ich halte mich momentan mit dem Bloggen über meine Trades zurück und konzentriere mich auf technische Implementierung, von dem ich glaube, dass die Leser am meisten von profitieren.
Ok, jetzt habe ich auch deine Definition zu den KGVs :)
Gruß und bis demächst!
Torsten
Kommentar von Der_Hardes |
Hi Torsten,
sehr nette Idee, gefällt mir gut.
Zwei Anmerkungen hätte ich:
Sinnvoll wäre es evtl., den Median anstelle des Mittelwertes für das durchschnittliche KGV zu verwenden. Das hat den Vorteil, dass Ausreisser das Ergebnis fast nicht verzerren (auch bei vielen Ausreissern - es sei denn, diese betreffen gerade die 2 zentralen Punkte des Datensatzes).
Weiterhin ist mir auch nicht so klar, wie Deine Wachstumsfaktoren, Korrelationen usw. für EPS etc. berechnet sind. Verwendest Du dabei Least Squares Fits? Auch die sind nicht robust - da gibt es mathematisch robustere Fitverfahren (wie "weighted least squares" - iterativ, oder "repeated median" - nicht iterativ, aber bei Zunahme des Datensatzes schnell wachsend). Aus solchen Ansätzen entwickelt Grössen könnten u.U. zu stimmigeren Aussagen führen, weil auch da ein automatisches Ausblenden von Ausreissern erfolgt.
Nur eine Anregung,
Der_Hardes.
Antwort von Torsten
Hallo,
ich gebe dem Mittelwert den Vorzug. Zwar stimmt es, dass Ausreißer beim Median das Bild nicht verzerren, doch fließen dafür auch "normale" Abweichungen nicht mehr in die Berechnung mit ein, da der Median ja nur entweder den einen oder die zwei Mittelwert(e) berücksichtigt. Kurz habe ich überlegt, die Ausreißer zu eliminieren, aber einfach ein, zwei Jahre zu ignorieren, ist ja eine Verzerrung der Realität.
Ich denke, dass der Mittelwert um so mehr Sinn macht, desto gleichmäßiger die Entwicklung verläuft. Und eine gleichmäßige Entwicklung (in die richtige Richtung) ist ja das, was einen Wachstumswert ausmacht. Für ein Unternehmen mit stark schwankenden Gewinnen machen Mittelwert und Median einfach wenig Sinn.
Die Steigerungsraten berechne ich wie folgt:
(((Dividende der letzten 12 Monate / Dividende vor X Jahren)^(1/X))-1) * 100
Für die Gewinnberechung analog.
Für die Korrelationen nutze ich den Korrelationskoeffizienten von Pearson. Auch ein bisschen zu den Hintergründen findest du hier:
http://wachstumswerte.net/Blog/wachstumsfinder-mit-dividendenbunkern-die-naechsten-krisen-ueberstehen.html
Deine vorgeschlagenen Verfahren sagen mir ehrlich gesagt leider wenig. Da müsste ich mich intensiver mit beschäftigen. Bei meinen Plausibilitätstests jedenfalls fand ich die Ergebnisse des Korrelationskoeffizient von Pearson sehr treffend.
Danke für deine Vorschläge und freut mich, dass die Seite gefällt (auch mit Ausreißern).
Gruß,
Torsten
Kommentar von Der_Hardes |
Hallo Torsten,
Du verlierst nichts an "Durchschnittsqualität" durch den Median. Bei einer perfekten Gaussverteilung der Daten sind Mittelwert und Median identisch. Wenn Ausreisser auftreten, wandert der Mittelwert in den "Tail", der Median liegt näher am Maximum der Verteilung - und das Maximum der Verteilung ist, was eigentlich gewollt ist: Der Wert, der am wahrscheinlichsten ist - weil ich den viel eher realisiere als die anderen :-) Anyway - jeder wie er will...den Median kann ja jeder, der es will, aus den Werten selbst berechnen...
Ich stimme Dir zu, dass es eher auf Konstanz und andere Qualitäten ankommt und weniger auf das KGV selbst. Bewertungen über KGV sehe ich sehr kritisch - KGVs können sich fundamental ändern, wenn sich das Geschäftsmodell etc ändert - das lässt sich dann nicht mehr in die Zukunft fortschreiben - da "weiss" dann der Marktpreisverlauf mehr als der Verlauf der historischen Fundamentaldaten.
Weniger richtig finde ich die Berechnung des Wachstums aus nur 2 Werten - wenn das gerade Ausreisser sind, ist das Ergebnis u.U. fragwürdig. Aber ich möchte Dir Deinen Blog nicht vollmüllen, deshalb stoppe ich hier. Wie immer gilt (und das müssen alle Anwender einer fremden "Methode" berücksichtigen): Vor jeder Investmententscheidung eigene due dilligence machen und alles hinterfragen :-)
Alles Gute weiterhin mit Deinen Ansätzen, bis die Tage...
Der_Hardes.
Antwort von Torsten
Hi!
wenn Ausreißer beim KGV auftreten, spricht das oft für ein schwer zu prognostizierendes Unternehmen, bei dem weder Median noch Mittelwert einen Sinn machen. Falls es z.B. nur einen Ausreißer gibt, wäre der Median besser. Wenn das Unternehmen aber keine Ausreißer hat, dann finde ich den Mittelwert besser.
Bsp-KVG-Zeitreihe:
Median: 16 vs Mittelwert: 14.2
Hier empfinde ich den Median als weniger geeignet, weil es zwei Jahre gab, in denen das Unternehmen deutlich billiger zu haben war. Aber vielleicht ist das auch Geschmackssache. Wie du sagt: man kann es im Zweifelsfall ja selbst ausrechnen (wenn man alle Kurse hat ;)
Die Berechnung des Wachstums aus zwei Werten wird zwar oft gemacht (die sogenannte Compound annual growth rate - CAGR ist weit verbreteitet), greift aber tatsächlich ziemlich kurz. Das habe ich auch selbst schon geschrieben. Deshalb gibt es ergänzend einmal die Rate für 5, einmal für 10 Jahre und dann noch die Konstanz der jeweiligen Steigerung über 5 und 10 Jahre und die Entwicklung des Gewinns / der Dividende dann noch mal grafisch. Da hat man dann schon mal ein kompletteres Bild von der Historie. Die eine Kennzahl, die alles aussagt, gibt es eben nicht - auch wenn dies über die Generierung von Ratings immer mal wieder versucht wird.
Gruß!
Kommentar von Matthias |
Hi Torsten,
der Wachstumsfinder ist echt krass. Mit den Charts macht es richtig Spaß durch die einzelnen Aktien zu surfen. Klasse Tool und weiter so!
Antwort von Torsten
Hallo Matthias,
danke für die netten Worte. Es freut mich, dass dir der Wachstumsfinder gefällt.
Gruß,
Torsten