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Die Dividendenstrategie - Ein Minenfeld
Die Dividendenstrategie hatte schon immer ihre Schattenseiten. Da ihr Fokus naturgegeben auf der Dividende liegt, fällt der Dividendenrendite meist eine hohe Bedeutung zu. Wer sich jedoch von der Dividende blenden lässt, wird langfristig gesehen keine gute Rendite erzielen.
Zum Leidwesen vieler Dividendenfreunde kommt hinzu, dass viele der sogenannten Witwen- und Waisenpapiere aus dem Konsumbereich, wie Nestle, Procter & Gamble oder Coca-Cola, nur noch ein niedriges organisches Wachstum erzielen.
Amazonization
Als wäre das nicht genug, sieht sich Dividendenstrategie seit jüngerem mit einer weiteren Herausforderung konfrontiert. Unter dem Schlagwort „Amazonization“ wird die Monopolisierung des Einzelhandels beschrieben. Wenigen Gewinnern stehen viele Verlierer gegenüber. Für die Dividendenstrategie besonders bitter: klassische Dividendenzahler gehören zu den Verlierern, während unter den wenigen Gewinnern kaum Dividendenzahler zu finden sind.
Target, L-Brands, Bed Bath & Beyond und weitere beliebte Dividendenaktien kommen unter die Räder von Amazon & Co. Und die Entwicklung macht nicht im Einzelhandel Halt. Netflix beispielsweise setzt Dividendenzahlern wie Viacom zu.
Wie es um den Einzelhandel steht, zeigt die Performance des S&P Retail Select Industry Index. In diesem sind viele Unternehmen des Einzelhandels enthalten, beispielsweise auch Target oder Bed Bath & Beyond. Während der S&P 500 seit Anfang 2015 um über 20 Prozent stieg, ist der Index Stand heute um knapp 17 Prozent gefallen. Amazon und Netflix hingegen haben in der Zeit neue Höchststände erreicht. Am Rande sei erwähnt, dass ironischerweise Netflix selbst ebenfalls in dem Retail Index enthalten ist und diesen so nach oben zieht.
Für den Dividendenstrategen bedeutet dies eine zusätzliche Herausforderung. Einzig nach der Dividendenrendite zu schielen, hat noch nie gereicht. Heute muss der Dividendenstratege jedoch noch mehr als früher auf die Werthaltigkeit seiner Investments achten. Beschleunigt durch technische Umbrüche und ein sich rasch veränderndes Konsumentenverhalten ist dies alles andere als trivial. Wer von uns weiß schon, welches Geschäftsfeld in den kommenden Jahren als nächstes aufgerollt wird.
Gute Dividendenaktien finden
Als Indikatoren für die Qualität einer Dividendenaktie lassen sich folgende Kriterien heranziehen:
Die Dividendenistorie
Sind die Dividenden langfristig gesehen zuverlässig gestiegen?
Die Ausschüttungsquote
Kann sich das Unternehmen die Dividende auch weiterhin leisten? Hier sind insbesondere die letzten zwölf Monate sowie das laufende Geschäftsjahr interessant.
Die langfristige Gewinnentwicklung
Die Ausschüttungsquote allein reicht nicht aus, denn eine niedrige Dividende kann selbst bei einer unbefriedigenden Gewinnentwicklung noch sicher sein. Schauen Sie deshalb unbedingt auf die Entwicklung des Gewinns. Burggräben und funktionierende Geschäftsmodelle offenbaren sich jahrelang steigende Gewinne.
Die Cash-Flows beachten
Wenn ein Unternehmen Geld ausschütten muss, zählt nicht der bilanzierte Gewinn, sondern wieviel Cash tatsächlich in das Unternehmen kommt. Deshalb sollten Sie auch auf den Cash-Flow schauen.
Die Prognose des laufenden Geschäftsjahres
Man mag von Prognosen halten, was man will. Doch sobald sich in einem Unternehmen Schwierigkeiten andeuten, sind die Analysten schnell mit einer "Korrektur" ihrer Erwartungen zur Hand. Deshalb ist es für die Problemerkennung hilfreich, auch auf die Prognose des laufenden Geschäftsjahres zu schauen.
Besuchen Sie das Unternehmen
Machen Sie sich virtuell mit dem Unternehmen vertraut, um dessen Geschäftsfeld zu verstehen. Dieses Vertrauen zahlt sich in Form physischer Stärke in der nächsten Aktienkrise aus, wenn ihre Hände weniger zittern, als die der anderen Anleger.
Chancen erkennen
Wir wissen, dass die Börse zur Übertreibung neigt. Dies gilt auch für die Schwarzmalerei im Einzelhandel. Hierdurch tun sich dem Dividendenfreund Chancen auf. Um Chancen zu erkennen, können Sie folgende Indikatoren nutzen:
Der faire Wert
Zeigen des Berechnungen des fairen Werts für die letzten 12 Monate und das laufende Geschäftsjahr eine Unterbewertung an? Je nach Unternehmen macht als Grundlage der Gewinn oder der Cash-Flow Sinn.
Die Höhe der Dividendenrendite
Ist die Dividendenrendite im historischen Vergleich hoch?
Das historische KGV
Ist das Unternehmen im historischen Vergleich niedrig bewertet? Anstelle des Gewinns kann abhängig vom Unternehmen auch der operative Cash-Flow verwendet werden.
Windmühlen bauen
„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen.“
Das chinesische Sprichwort übertragen auf die heutige Zeit bedeutet, dass man als reiner Dividendeninvestor seine eigene Position überdenken kann und zusätzlich in die neuen Gewinner investiert. Allein psychologisch mag sich dieser Schritt auszahlen. Denn sobald Sie Aktionär bei Amazon & Co sind, verfolgen Sie die Entwicklung auch mit einem lachenden Auge.
Fazit
Die Dividendenstrategie ist tot - es lebe die Dividendenstrategie! Zwar sind die Anforderungen an die Dividendenstrategie gestiegen, mit der richtigen Herangehensweise lassen sich steigende Dividendeneinnahmen jedoch weiterhin realisieren. Eine anderer Geschichte ist der Begriff Dividendenstrategie selbst, weil dieser der Ursprung zahlreicher missverständnisse ist.
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