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Es spannt, es spannt, das Gummiband
Wann kommt denn nun endlich die Korrektur? Seit Sommer letzten Jahres bereiten Kommentatoren wie Mister Market uns Anleger auf die bevorstehende Korrektur vor und kommen Beiträge zum Thema Crash - wie dieser lesenswerte Artikel von Großmutters-Sparstrumpf - zunehmend in Mode.
In der Regel werden die Aussagen dieser Artikel mit den Kursverläufen von Indizes untermauert. Auch ich halte eine Korrektur in den nächsten Wochen und Monaten für wahrscheinlich, möchte die aktuelle Überhitzung, insbesondere im US-Markt und dem Technologiesegment, jedoch nicht „abstrakt“ anhand diverser Indizes, sondern am Beispiel einiger Aktien in meinem öffentlich einsehbaren Depot „Cash-Flow“ illustrieren.
Um zu zeigen, wie „teuer“ Aktien derzeit sind, stelle ich den Kursverlauf in Bezug zur historischen Bewertung der jeweiligen Aktie. Hierfür verwende ich die Fair Value Berechnungen des Aktienfinders. Näheres zur Berechnung der Fair Values finden Sie hier.
Mein Depot: Überbewertung (fast) überall
Im Screenshot sehen wir die Aktien meines Depots sowie deren aktuelle Bewertung. Sortiert sind die Aktien absteigend nach der Überbewertung gemessen am Operativen Cash-Flow. Die Aktien mit Überbewertung sind in der Mehrzahl. Teils erreichen die Überbewertungen 100 Prozent und mehr.
Tencent
Fangen wir mit Tencent an:
Das hellbraune Band beschreibt die Kursentwicklung inklusive der Hochs und Tiefs des jeweiligen Jahres. Die braune Linie zeigt die historischen Durchschnittskurse eines jeden Jahres. Ab „Stand heute“ wird anstelle des Durchschnittskurses der aktuelle Kurs angezeigt. Die Kurse werden von unterschiedlichen Linien begleitet. Jede dieser Linien beschreibt einen fairen Wert zum jeweiligen Zeitpunkt, berechnet nach unterschiedlichen Methoden.
Die Fair Values schmiegen sich in der Vergangenheit relativ nahe an den tatsächlichen Kursverlauf. Die größte Abweichung weißt der akademische, von F.A.S.T. Graphs übernommene Fair Value Wachstum, aus. Ab 2016 kommt es zu einem rasanten Kursanstieg (1), der alle Fair Values weit hinter sich lässt. Der Kursverlauf erscheint wie ein gezogenes Gummiband, dass nur darauf wartet, wieder auf das Niveau der fairen Bewertung zurück zu schnalzen (2).
Die Gewinnentwicklung von Tencent:
Tencent weißt eine extrem hohe Gewinnsteigerung aus. Und dennoch wird es rund zwei Jahre dauern, bis der Gewinn in die aktuelle Bewertung hineinwächst (3). Sollten die Gewinnprognosen eintreten, baut sich die Überbewertung bei gleichbleibendem Kurs nach und nach ab. Wer langfristig investiert, kann die Aktie deshalb trotz der aktuellen Überbewertung behalten. Man sollte dann jedoch wissen, dass auf dem aktuellen Niveau ein plötzlicher Kurssturz jederzeit möglich ist, um falsche Nervosität und einen Panikverkauf zu vermeiden.
3M
Die aktuelle Überbewertung macht auch vor klassischen Industrieunternehmen nicht Halt. Da das Gewinnwachstum bei Unternehmen wie 3M nicht mit dem von Tencent mithalten kann, wird es hier noch länger dauern, bis der faire Werte den aktuellen Kurs erreicht, was eine Korrektur oder wenigstens einen schwachen Kursverlauf über die nächsten Jahre wahrscheinlich macht.
Microsoft
Ähnliches Bild bei Microsoft. Hier wird der erste Fair Value voraussichtlich Mitte 2020 erreicht. Bei Microsoft ist jedoch zu beachten, dass das Unternehmen heute eine höhere Bewertung verdient, weil Microsoft heute besser geführt wird als es in der Ära Ballmer der Fall war.
Johnson und Johnson
Bei Johnson und Johnson könnten wir bereits Mitte 2019 eine faire Bewertung basierend auf dem heutigen Kurs sehen.
Anmerkung: Die Fair Values bei Kraft und Mondelez sind wegen der vielen der Spin-Offs und Fusionen mit Vorsicht zu genießen.
Günstige bewertete Aktien gibt es weiterhin
Glücklicherweise gibt es nach wie vor Aktien, die auf den ersten Blick günstig bewertet sind. Mit L-Brands (bereits verkauft), CVS, WPP und Fresenius waren meine letzten Käufe Aktien dieser Kategorie. Natürlich hat es seinen Grund, wenn eine Aktien günstig zu haben ist. Chance und Risiko sind jedoch oft attraktiv. Insbesondere dann, wenn es sich um Dividendenzahler mit einer sehr guten Historie handelt.
Ich selbst befinde mich seit Ende des letzten Jahres auch auf der Verkäuferseite wieder. So habe ich meine Positionen von Automatic Data Processing und Jack Henry & Associates, wie in diesem Video angekündigt, gestaffelt verkauft.
Fazit
Auch wenn nach vorherrschender Meinung der Bullenmarkt noch lange nicht am Ende ist, so scheint eine Korrektur der aktuell mehr als sportlich bewerteten Aktien überfällig. Der schwächelnde Dollar sowie die US-Steuerreform mögen den Zeitpunkt aufschieben – doch kommen wird sie bestimmt.
Wenn Sie innerhalb Minuten wissen möchten, wie überbewertet ihr eigenes Depot ist, können Sie den Aktienfinder nutzen. Außerdem können Sie im Aktienfinder auch nach Aktien suchen, die derzeit günstig zu haben sind.
Disclaimer
Die Analyse gibt meine persönliche Meinung wieder. Die gemachten Aussagen stellen weder eine Kauf- noch eine Verkaufsempfehlung dar. Stellen Sie vor einem Kauf oder Verkauf stets eigene Recherchen und Überlegungen an. Wertpapiergeschäfte gehen mit einem erheblichen Verlustrisiko einher.
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