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Ist das Ende nahe?
Vor kurzem beschrieb mir ein besorgter Leser seine Zukunftssorgen. Stichworte waren „Eurocrash“, „Zusammenbruch der Weltwirtschaft“, „Bürgerkrieg“ und „90-prozentige Enteignung“ im Rahmen eines Schuldenschnitts. Der Leser fürchtete um sein Erspartes in Form von Bankguthaben und Aktien und fragte nach meiner Einschätzung zur drohenden Gefahr.
Nun kann ich nicht in die Zukunft blicken, aber wenigstens in die Gegenwart und zurück. Und rückblickend sehe ich Frankfurt im Sommer 1945 in diesem Bild:
Zur gleichen Zeit zerschlagen die Siegermächte das, was vom industriellen Rückgrat des Dritten Reichs übrig bleibt. Hart trifft es die IG Farben, willfähriger Diener Hitlers und Produzent von Zyklon B, deren Manger und Aufsichträte der Reihe nach als Kriegsverbrecher abgeurteilt werden.
Und heute, und das schon seit Jahrzehnten, ist Frankfurt eine blühende Finanzmetropole am Main. Und aus der IG Farben sind die Bayer AG, BASF AG, Höchst AG, Wacker Chemie AG und andere Großkonzerne hervorgegangen.
Ist Deutschland ein Sonderfall? Eher nicht. Japan hat ein ähnliches Schicksal ereilt. Nachdem zwei Atombombenabwürfe zur bedingungslosen Kapitualation und dem Ende des Kaiserreichs führten, wurden auch dort Unternehmenskonglomerate, die sogenannten Zaibatsu zerschlagen. Und was ist aus den Splittern der Konglomerate geworden? Weltkonzerne wie Mitsubishi oder die Mitsui Group als einer der zwanzig umsatzstärksten Unternehmensverbünde der Welt.
Bedeutet der Besitz von Aktien also das Ende aller Sorgen? Mitnichten. Aber Aktien sind Unternehmensanteile. Und Unternehmen sind – dicht gefolgt von den Freimaurern und der GEZ - eine der widerstandsfähigsten Organisationsformen, die der Mensch hervorgebracht hat. Wenn es sich um Unternehmen handelt, die über eine gewisse Größe, einzigartiges Know-How und Markenmacht verfügen. Die Wachstumswerte lassen grüßen. Zu den Frankfurter Bombenopfern zählte auch das Bankhaus Metzler, dass diese schwere Phase unter anderem deshalb überstand, weil es über ein gut bestücktes Aktienportfolio verfügte.
Einzelne Unternehmen mögen untergehen, doch viele überleben selbst dann, wenn das eigene eigene Land in Trümmern liegt. Die Krisenresistenz von Aktien ist die eine Botschaft, die andere soll sein, die aktuelle Krisenstimmung zu relativieren. Schauen Sie sich hierzu noch einmal das Bild des ausgebombten Frankfurts an. Glauben Sie, die Folgen der nächsten Wirtschafts- und Finanzkrise, das Ende des Euro oder neue Flüchtlingsströme werden mit den Folgen des zweiten Weltkriegs zu vergleichen sein, die unsere Großväter durchleiden mussten und schließlich mit Bravour gemeistert haben?
Als ich die Mail des besorgten Lesers beantwortete, bin ich auf die einzelnen Sorgenpunkte wie Enteignung eingegangen. Hilfreich finde ich aber auch den Blick zurück, um erstens die aktuellen Sorgen zu relativieren und zweitens zu erkennen, dass gute Aktien selbst schwerste Krisen überstanden haben.
In diesem Sinne hoffe ich, dass Sie auch den kommenden Krisen des nächsten Jahres nicht gleichgültig, aber mit einer gewissen Gelassenheit und Wachstumswerten, gegenüber stehen.
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Kommentar von Marielle |
Guten Morgen Torsten,
Gelassenheit ist beim Aktienkauf wohl eine der wichtigsten Tugenden. Etwas Auf- und Ab muss man schon aushalten können, da hast du völlig Recht. Und vor allem Rationalität ist gefragt - die Panikmache vieler Menschen macht keinen Sinn. Denn würden sie rational darüber nachdenken, sich über vergangenes informieren und dabei gelassen bleiben, kämen sie auf dasselbe Ergebnis wie du mit deinem Artikel.
All die potentiellen Krisen im nächsten Jahr kommen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht an einen der Weltkriege heran. Ich werde auch weiterhin jeden Tag nach Frankfurt in einen der Türme zum arbeiten fahren und die florierende Wirtschaft mit eigenen Augen beobachten können.
In diesem Sinne - einen guten Rutsch und viel Erfolg im nächsten Jahr!
Viele Grüße
Marielle
Antwort von Torsten
Hallo Marielle,
ah, du kommst auch aus der Nähe von Frankfurt :)
Ich kann die Zukunftszweifel vieler Menschen als Vorstufe zur Panik schon nachvollziehen. Eurokrise, etc. sind ja real, und je nachdem, welche Median man konsumiert, werden die Horrorszenarien entsprechend ausgemalt. Aber bevor die Leute deshalb ihre Aktien verkaufen, wollte ich zeigen, dass man selbst in einem Worst Case Szenaria mit Aktien langristig recht gut gefahren ist.
Dann lieben Gruß, genieße die Aussicht aus deinem Turm und einen guten Rutsch ins neue Jahr,
Torsten