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Kurz und knapp: Target Corporation
Target. Ein lupenreiner Dividendenaristokrat mit einer Devidendenrendite von über 4,6 Prozent in Zeiten der Null-Zinspolitik. Geht das mit rechten Dingen zu?
Kurzanalyse
Was auffällt, ist der massive Kursrückgang (oder besser: Kurssturz) von rund 81 auf aktuell 51,50 Dollar (1). Dabei sieht die Entwicklung beim Gewinn pro Aktie gar nicht so schlimm aus. Stagnation mit leicht negativer Tendenz (2), aber nichts im Vergleich zu einem Einbruch wie z.B. 2015 (3), der den Kurs nur kurzfristig auf Talfahrt schickte. Stellt sich sodann die Frage: warum prügelt der Markt dermaßen auf Target ein?
Wir sehen hier eine Kombination mehrerer ungünstiger Faktoren. Zum einen hausgemachte Probleme, insbesondere der Konsumentenboykot konservativer Amerikaner, die sich darüber empörten, dass Transgender-Kunden (also sowohl als auch) sich die Toilette aussuchen durften. Am schwersten wiegt jedoch das allgemeine Bashing von allem, was mit stationärem Handel zu tun hat. Wegen der neuen Konkurrenz (Amazon, Lidl, Aldi) zweifelt der Markt das klassische Geschäftsmodell der alteingesessenen Unternehmen im stationären Handel an. Entsprechend fallen auch die Kurse von Kroger, Ross Stores, Dollar Tree oder Macerich als Betreiber von Shopping Centers. Und bis zur geplanten Übernahme durch Amazon fiel auch der Kurs von Whole Foods.
Dennoch liegt der Faire Werte von Target bei aktuell max. 70,61 Dollar (Berechnung auf dem historischen KGV beruhend). Für das nächste Jahr wird der Faire Wert wegen rückläufiger Gewinne (6) voraussichtlich jedoch auf ca. 64 Dollar sinken. Der Vergleich historisches 10-Jahres-KGV zum aktuellen KGV zeigt ebenfalls eine Unterbewertung an (7).
Die Dividendenrendite hingegen erklimmt neue Höhen. Aktueller Stand ist 4,66 Prozent und bezogen auf das nächste Jahr ist mit dem heutigen Eintiegskurs mit einer Rendite von 5,16 Prozent zu rechnen (4). Zugleich scheint die mittelfristige Finanzierung der Dividende gesichert (2). Die Ausschüttungquote für das kommende Geschäftsjahr liegt bei 62 Prozent. Der für die Dividende wichtige Free-Cash-Flow ist sogar deutich höher als der Gewinn, was zusätzlich für mittelfristig weiter steigende Dividenden spricht.
Als weiteren positiven Faktor sehe ich das Management an, dass sich den Herausforderungen eines wandelnden Geschäftsumfelds stellt. Wenn man dem Jahresbericht 2016 Glauben schenkt, so wird das Unternehmen langfristig neu ausgerichtet und nimmt man hierfür auch einen kurzfristigen Gewinnrückgang in Kauf.
Fazit
Kaufen oder weg bleiben? Gute Frage. Ich rechne zunächst nicht mit einer schnellen und nachhaltigen Kurserholung. Langfristig entscheidend wird sein, ob die Investitionen von Target Früchte tragen und das Unternehmen weiterhin konkurrenzfähig bleibt oder einem quälenden Siechtum entgegen sieht. Die Antwort darauf kennt Stand heute wohl niemand. Insofern ist Target eher etwas für Leute mit entspannten Nerven, die auch längere Durststrecken ertragen können. Jedenfalls wäre es nicht das erste Mal, dass sich Target erholt. 2009 hatten wir einen ähnlich dramatischen Kurssturz (8).
P.S.: Die aktuellen Charts zu Target und weiteren Dividendentiteln gibt es im Aktienfinder - auch ohne Anmeldung.
Disclaimer
Die Analyse gibt meine persönliche Meinung wieder. Für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der Aussagen übernehme ich keine Gewähr. Die gemachten Aussagen stellen weder eine Kauf- noch eine Verkaufsempfehlung dar. Stellen Sie vor einem Kauf oder Verkauf stets eigene Recherchen und Überlegungen an oder setzen Sie alternativ auf das Sparbuch und die gesetzliche Rente.
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Kommentar von Pascal |
Hi. Ich sehe eine Bewertung von Aktien auf Grundlage von KGV´s ; insbesondere historischer KGV´s sehr kritisch. Die Aussagekraft dieser ist gleich 0. Denn Unternehmen ändern sich, und mit ihnen die Bewertung. Am Beispiel von Target: Bei sinkenden Umsätzen und Gewinnen ist eine Bewertung nach Historischen KGV´s sinnlos (da das KGV früher höher war, wird logischerweise eine Unterbewertung angezeigt). Im Markt ist eben schon die Zukunft eingepreist (niedrigere Gewinne) und auf deren Grundlage eine Bewertung zustande gekommen. Historische KGV´s sind ein Blick in den Rückspiegel und damit nur nutzbar für Unternehmen die statisch wachsen und Vergangene Daten in die Zukunft fortschreiben (z.B. jährlich 2 % über 20 Jahre konstant). Für alle anderen Unternehmen ist eine solche Betrachtung Selbsttäuschung. Der Unternehmenswert und eine damit einhergehende Bewertung dessen ist eben doch viel besser beschrieben mit den zukünftig Prognostizierten, auf den heutigen Tag abgezinsten Free- Cashflows (5€ heute sind mehr Wert als 5€ morgen). Und auf Grundlage dessen ist Target dann doch aktuell fair bewertet. Die Erwarteten FCF´s der nächsten 5-7 Jahre sind im aktuellen Wert enthalten. Unterbewertet wäre Target erst, wenn sich ein Grund ergäbe, dass Target in Zukunft wider erwarten mehr Verdienen wird als heute.
Antwort von Torsten
Hallo Pascal,
danke für deinen Kommentar. Selbstverständlich kann man anstatt in den Rückspiegel auch in die Glaskugel schauen. Bei der Target der Erfolg dieser Bemühung fraglich, da man nicht weiß, wie es um die Zukunft des Unternehmens bestellt ist.
Natürlich taugt bei Unternehmensumbrüchen das historische KGV nicht länger für eine Bewertung. Das historische KGV lässt sich dann aber immer noch als Indikator nutzen, wie stark der Umbruch ist. Bei Wachstumswerten mit intakter Story taugt es jedoch. Insbesondere, wenn man mit rollierenden historischen KGVs arbeitet.
"Und auf Grundlage dessen ist Target dann doch aktuell fair bewertet."
Das ist jetzt eine Behauptung von dir. Unmöglich nachzuprüfen, da wir weder die abdiskontierten Cash-Flows kennen, noch wissen, mit welchen Annahmen die geschätzten Cash-Flows (Konkurrenzanalyse, Kosten der Umstrukturierung, etc.) zustande kamen. Ohne dieses Wissen lässt sich nicht abschätzen, wie realistisch dein Blick in die Glaskugel ist, bzw. ob er mit meinen Erwartungen halbwegs übereinstimmt. Genau das ist nämlich auch ein Problem bei dieser Art der Unternehmensbewertung. Sie ist viel komplizierter, da der Blick in die Vergangenheit einfacher ist als der in die Zukunft. Unternehmensschätzungen auf künftigen Free-Cash-Flows sind eher ein Fall für die händische Unternehmensanalyse, während der Blick zurück sich mit automatisierbaren Algorithmen bewerkstelligen lässt. Und diese händischen Analysen veralten dann sehr schnell.
Abschließend sei gesagt, dass der Fair Value nur ein kleiner Teil der Kurzanalysen ist. Vielmehr geht es um eine Übersicht, damit der Leser innerhalb von weniger als fünf Minuten weiß, mit was für einem Unternehmen er es zu tun hat und in welcher aktuellen Lage es sich befindet.
Gruß,
Torsten
Kommentar von Tom |
Hi Thorsten, ich bin während dem Lesen kurz einmal hängengeblieben und hab mich gefragt, ob ich eine interessante News verpasst hätte oder du dich vertippt hast, weil du mit den Gedanken schon weiter warst.
Plant Amazon einen Kauf von Mal-Wart oder hast du dich vertippt und meinst Whole Foods?
Ansonsten wie immer schön geschrieben und nachvollziehbar illustriert. Was man dann drauf macht, ist ja jeder selbst für verantwortlich. Einen schönen Abend dir noch!
Antwort von Torsten
Hallo Tom,
danke, dass du mich auf die Verwechslung aufmerksam gemacht hast. Ich habe eben noch rasch mit Bezos telefoniert, und er hat mir bestätigt, dass er Wal-Mart vom Einkaufszettel gestrichen hat ;)
Ich habe den Fehler korrigiert.
Gruß!
Torsten
Kommentar von ZaVodou |
@Pascal
Es geht in erster Linie darum aus der Vielzahl von Aktien, die es gibt, mögliche Kandidaten herauszufiltern, die auf eine Unterbewertung schließen KÖNNTEN.
Hier können Computer und Programme wie der Aktienfinder recht gute Dienste leisten. Die Methode zu schauen, ob das aktuelle KGV unter dem KGV10 liegt ist eine recht gute, finde ich.
Dann stellt sich die nächste Frage. Steht die Aktie zu recht dort unten (Valuetrap) oder handelt es sich tatsächlich um eine Chance.
Wer sich keine Meinung zutraut, wartet halt auf die nächste Gelegenheit oder legt sich eine Vielzahl solcher möglichen Chancen ins Depot und wartet auf steigende Kurse. In der Zwischenzeit kassiert man die Dividende. Eine Strategie, die ich für in Ordnung halte.
Nur muss man solche Aktien mit guten Chancen aber auch erst mal irgendwie finden.
Antwort von Torsten
Hallo Zavodou,
aus Sicht des Aktienfinders heraus argumentierst du genauso wie ich tun würde.
Vielen Dank und Gruß,
Torsten
Kommentar von Alexander |
Ich mag das KGV eh nicht, da sind zu viele Buchhaltertricks enthalten.
Ich klicke das immer weg und schaue auf den FCF und die Dividende. Da kann Target noch lange zahlen.
Die Umstrukturierungen greifen und das Onlinegeschäft zieht an. Wird man mit Target reich? Vermutlich nicht, aber die Dividende ist doch ganz nett.
Mir gefällt beim Aktienfinder, dass ich die Entwicklung der letzten 20 Jahre auf einen Blick habe. Gefällt mir das Unternehmen, kann ich tiefer einsteigen.
Antwort von Torsten
Hallo Alexander,
"Ich mag das KGV eh nicht, da sind zu viele Buchhaltertricks enthalten"
Damit meinst du wahrscheinlich, du magst den Gewinn pro Aktie, bzw. den Gewinn als solches nicht. Der Kurs ist durch Buchhaltung ja nicht zu manipulieren.
Ich halte den Gewinn weder für besser noch schlechter als den Cash-Flow. Beide existieren, weil sie etwas unterschiedliches aussagen. Der Gewinn ordnet die Aufwände und Erträge dem Geschäftsjahr zu, dem diese betriebswirtschaftlich zuzuordnen sind. Cash-Flows existieren, weil man die Zahlungsströme einer Periode erfassen will.
Ein hoher Cash-Flow in einer Periode allein hat wenig Aussagekraft. Der kann hoch sein, weil in der Periode mehr neue Rechnungen nicht bezahlt wurden als alte bezahlt wurden oder weil die Produktion wegen schwacher Nachfrage gedrosselt wurde und man mehr aus dem Lager verkauft hat.
Gewinn und Cash-Flow gemeinsam ergeben das beste Bild, weshalb im Aktienfinder beide zu sehen sind. Am liebsten sind mir Unternehmen, bei denen Gewinn und Cash-Flow gleichmäßig zueinander verlaufen. Dort ist am wenisten Erklärungsbedarf vorhanden.
Wie du schreibst, sind die langfristigen Zeitreihen sehr hilfreich, weil die Zeit einzelne Ausreißer relativiert und man so den Blick für das Wesentliche - die Qualität eines Unternehmens - schnell erfassen kann.
Target ist auf diesem Niveau definitiv eine Versuchung wert.
Gruß zurück!
Torsten
P.S.: Die Zeitreihen für Cash-Flow und Gewinn im Aktiefinder gehen jetzt bis zu 30 Jahre zurück :)