Blog
Kurz und knapp: Amgen - attraktive Dividende günstig zu haben?
Auf der Suche nach günstigen Dividendenzahlern stolpert man leicht über Amgen. Wie attraktiv ist der Pharmahersteller für ein Investment?
Amgen im Aktienfinder
Im Aktienfinder gewinnt das geübte Auge innerhalb weniger einiger Sekunden einen ersten Überblick. Demnach ist Amgen ein noch junger Dividendenzahler. Die erste Dividende wurde 2011 ausgeschüttet (1), wächst seitdem aber rasant. Die durchschnittliche Steigerungsrate auf 5-Jahres-Sicht beträgt satte 26 % bei einer Ausschüttungsquote auf den Free-Cash-Flow von lediglich knapp 33 %. Die 2,6 % Dividendenrendite scheinen also ebenso sicher wie weitere Steigerungen.
Die 2,6 % Rendite sind im historischen Vergleich relativ hoch (2). Allerdings: hätte man in den letzten 12 Monaten beim Tiefstkurs von ca. 135 USD gekauft, wäre man bei satten 3,4 % eingestiegen (3). Ende 2019 wird die Dividende unter Annahme des heutigen Kurses bei knapp unter 3 % gesehen (4).
Dennoch scheint die Aktie kaum überbewertet. Alle drei Berechnungsarten des Fair Value liegen sehr dicht beieinander zwischen 163 und 166 USD bei einem aktuellen Kurs von 177 USD (5). In Anbetracht des laufenden Bullenmarktes und der stattlichen sowie schnell steigenden Dividende erscheint die Aktie attraktiv.
Doch wie sieht die zukünftige Entwicklung aus?
Hier tritt etwas Ernüchterung ein. Die gemittelten Schätzungen der Analysten gehen von einer Stagnation des Gewinns pro Aktie im nächsten Geschäftsjahr (6) bei ebenfalls stagnierenden Umsätzen (7) aus. Diese wenig euphorischen Wachstumsaussichten erklären, warum der Kurs nicht höher steht.
Amgen in Analysen
Sucht man nach den Gründen für die verhaltenenen Schätzungen, kommt man um eigenständige Recherche nicht herum. Verlassen wir den Aktienfinder und gehen zu Seeking Alpha. Unter allen Analysen habe ich mir eine ausgesucht, die sich relativ skeptisch mit Amgens Zukunftsaussichten beschäftigt:
Amgen: Discussion Of Q3, Patent Expirations And The Pipeline
Zusammenfassend geht es um das relativ hohe Alter der aktuellen Blogbuster, deren Patentschutz in den kommenden Jahren ausläuft. 62 % des Umsatzes des letzten Quartals wurden mit lediglich 5 Medikamenten erzielt, die jeweils rund 5 Jahre auf dem Markt sind. Zugleich wird die aktuelle Pipeline, also die Aussicht auf die kommenden Kassenfüller, eher skeptisch gesehen. Ich vermute, dass dies tatsächlich die Gründe des Marktes sind, weshalb Amgen derzeit nicht höher bewertet wird und aus Sicht der Dividende eine sehr gute Figur macht.
Amgen fängt nun auch an zu "diversifizieren", indem sie ebenfalls Kopien von Medikamenten produzieren:
http://www.amgenbiosimilars.com/
Aber laut einer anderen Analyse wird es noch ein paar Jahre dauern, bis dieser Geschäftszweig wesentlich zum Gewinn beiträgt:
Fazit
Macht man sich die eher skeptischen Aussagen zu eigen, scheinen die hohen Wachstumsraten der letzten sechs Jahre beim Gewinn pro Aktie (die auch durch Aktienrückkäufe zustande kamen) aufs Erste der Vergangenheit anzugehören und wird mit Kurssprüngen eher nicht zu rechnen sein. Natürlich kann aber alles ganz anders kommen. Welche Medikamente nach Auslaufen des Patentschutzes angegriffen werden und welche neuen Medikamente die Zulassung erhalten, weiß derzeit niemand. Eine erste Abwägung zwischen Risiko und Chance sollte nun aber gegeben sein.
P.S.: Wer sich allgemein für die Branche interessiert, findet diesen Artikel vielleicht - diesmal auf Deutsch - interessant:
BB Biotech – Ein ganz spezielles Beteiligungsunternehmen
Disclaimer
Die Analyse gibt meine persönliche Meinung wieder. Die gemachten Aussagen stellen weder eine Kauf- noch eine Verkaufsempfehlung dar. Stellen Sie vor einem Kauf oder Verkauf stets eigene Recherchen und Überlegungen an. Ich selbst bin zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht in Amgen investiert.
Einen Kommentar schreiben
Kommentar von Peter |
Hallo,
Ich denke, dass für den Normalmenschen eine fachliche Bewertung der Bio-Titel außerordentlich schwer ist. Wer ist schon in der Lage, die Zukunft für bestimmte Medikamente einzuschätzen? Ich bin selbst Arzt und fühle mich nicht fähig, das zu bewerten.
Ich habe mich im letzten halben Jahr eher auf Celgene und Abbvie konzentriert, mit wechselndem Erfolg. Trotz des Absturzes von Celgene, glaube ich, daß hier noch eine Steigerung auf die nächsten JAhre zu erwarten ist. Aber wie man sieht, ein gescheiterter Phase 3 Versuch und 30% vom Aktienwert sind weg...
Da heißt es, gut streuen...
Grüße,
Peter
Antwort von Torsten
Hallo Peter,
ja, zwischen Forschung und angewandter Praxis klaffen Welten. Nicht nur im medizinischen Bereich. Auch als Programmierer haben ich wenig Ahnung, was gerade neues an Frameworks und Dogmen im Entstehen ist. Das ist in einer diversifizierten Gesellschaft eben der Gang der Dinge.
Viel Glück bei deinen Investments im und außerhalb der Pharmasparte.
Gruß,
Torsten