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Profitabilität erkennen auf einen Blick

in meinem ersten Job heuerte ich als Controller in einer Firma für den Vertrieb von Parfüm und Kosmetik an. Jeden Monat lagen aufs Neue Verkaufs- und Ergebniszahlen vor. Und dann ging es los. Stets interessierten wir uns für dieselben Fragen:

  • Wie gut haben sich die Produkte verkauft? Sprich: wie hoch war der Umsatz?
  • Wie profitabel war der Produktmix nach Abzug von Stückkosten und Rabatten? Sprich: wie hoch war die Bruttomarge?
  • Wie profitabel waren wir nach Abzug aller Gemeinkosten für Marketing, Verwaltung, etc.? Sprich: wie hoch war die operative Marge?
  • Wie profitabel waren wir nach Abzug aller Kosten, wie beispielsweise Steuern, etc.? Sprich: wie hoch war die Nettomarge?

Diese Fragen stellen sich Controller in jedem Unternehmen. Denn die Antworten darauf bestimmen den Gewinn. Und letztlich ist es immer der Gewinn, was zählt - gleich ob man Vorstand, Angestellter oder Aktionär ist.

Der Rentabilitäts-Chart

Um den Ursprung des Gewinns besser nachvollziehen zu können, steht ab sofort ein Rentabilitäts-Chart zur Verfügung. Hier sehen Sie, wie

  • sich die Umsätze entwickelt haben
  • sich die Bruttomargen, die operativen Margen und die Nettomargen entwickelt haben

In dem Chart oben erkennt man folgendes:

  • Die Bruttomarge sank von 2005 bis 2012, möglicherweise durch wachsenden Wettbewerbsdruck
  • Die operative Marge blieb dennoch weitgehend konstant. Dem Unternehmen gelang es also, den sinkenden Rohgewinn durch Einsparungen oder Effizienzgewinne bei den Gemeinkosten (Marketing, Verwaltung, Forschung, etc.) zu kompensieren. Dies deutet auf ein effizient geführtes Unternehmen hin.
  • Die Ausschläge der Nettomarge weisen auf außergewöhnliche (nicht operative) Aufwände und Erträge hin. Im Geschäftsjahr 2006 überstieg die Nettomarge die operative Marge (1). Es muss in 2006 folglich einen hohen außergewöhnlichen Ertrag gegeben haben.

Aus Neugier habe ich im Geschäftsbericht 2006 zunächst nach der Existenz eines außergewöhnlichen Ertrags gesucht und dann nach der Erklärung hierfür. Ich wurde schnell fündig. Um es kurz zu machen:  es wurden Unternehmenteile verkauft.

Hier die außergewöhnlichen Erträge in Höhe von 0,83 Dollar für 2006:

Und hier die Erklärung woher die 0,83 Dollar kamen:

Und was bringt Ihnen das? Sie wissen nun, dass die Gewinnsteigerung in 2006 (2) eine nicht wiederkehrende Ursache hatte. Gewinn und Cash-Flow gingen in 2007 folglich wieder zurück. Zugegeben, 2006 ist etwas her und deshalb nicht mehr von Interesse. Aber das Prinzip funktioniert für jedes Geschäftsjahr. Wie Sie an der Überschrift im Gewinnchart sehen können, handelt es sich bei dem Unternehmen übrigens um Automatic Data Processing:

Wie Sie an der Überschrift im Gewinnchart sehen können, handelt es sich bei dem Unternehmen übrigens um Automatic Data Processing.

Falls vorhanden, werden im Rentabilitätschart auch die Prognosen für das laufende Geschäftsjahr angezeigt.

Neues Chartlayout

Es steht nun zusätzlich ein kompakteres Layout zur Verfügung. Dieses ist standardmäßig aktiv und kann durch Klick auf den Button „Kompakt Layout“ (3) ein- und ausgeschaltet werden. Je nach Bildschirmauflösung kommen in dieser Ansicht die Höhenunterschiede der Charts besser zur Geltung.

Fazit

Mit dem Aktienfinder haben Sie als selbständig entscheidender Anleger einen Aktienscreener zur Hand, mit dessen Hilfe Sie kinderleicht an verständlich aufbereitete Informationen gelangen. Sie können dadurch

  • sofort erkennen, welche Unternehmen ihren Ansprüchen an steigende Gewinne genügen
  • ebenfalls erkennen, bei welchem Unternehmen sich zusätzliches Nachschauen lohnt

Ich kenne kein anders Tool, mit dem man Dasselbe dermaßen komfortabel und schnell erreichen kann. Falls Sie Wachstumsaktien suchen und nicht bereits Vollmitglied sind, lege ich Ihnen die Vollmitgliedschaft nahe. Die wenigen Euro werden sich durch Zeitersparnis und ein krisenfestes Depot mehr als kompensieren. Oder, wie der Zahltagspezialist Nils Gajowiy in seinem Video zum Aktienfinder zu sagen pflegt: das Tool ist viel zu billig.

Außerdem möchte ich mich auch diesmal bei all den Mitgliedern bedanken, die mir mit Ideen zur Seite stehen und mich auf mögliche Fehler hinweisen. Ohne Sie würde der Aktienfinder in seiner heutigen Form nicht existieren.

Gute Investments wünscht Ihnen,

Torsten Tiedt

P.S.: Falls Sie den Aktienfinder bereits nutzen, schreiben Sie doch einen kurzen Kommentar. Den Unterschied zwischen Marketing Bla...Bla... und einem wirklich guten Produkt machen schließlich zufriedene Benutzer aus.

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Kommentar von Stefan ZP |

Hey Torsten,
Der Rentabilitäts-Chart ist genau was dem Aktienfinder noch gefehlt hat, sehr geil und danke.
Ist es möglich die Charts untereinander in der Anordnung zu tauschen? Also das ich den neuen Chart hoch an die zweite Stelle platzieren kann?

Viele Grüße

Antwort von Torsten

Hallo,

danke für dein Feedback. Die Charts umstellen ist nicht das Problem. Ich habe mir übrigens auch schon überlegt, ob ich das machen soll, weil Entwicklung von Gewinn und Margen/Umsatz thematisch zueinander gehört. Ich wollte die Benutzer aber nicht durch die Umstellung verwirren. Dynamisch dem Benutzer die Zuordnung zu überlassen, ist für mich zu viel Aufwand. Da bliebe anderes liegen, dass mir wichtiger ist.

Gibt es vielleicht weitere Meinungen zu dem Thema?

Gruß!

 

Torsten

Kommentar von Matthias |

"Wir sind hier um eine Delle in Universum zu schlagen" ... ich bin geneigt, dieses Zitat von Steve Jobs auch mit Torsten Tiedt und seiner Entwicklung des Aktienfinders in Verbindung zu bringen.

Etwas zuviel Pathos? Mag sein, aber der Aktienfinder ist ein Tool auf das ich lange gewartet habe, ohne es wirklich zu wissen. Aktienfinder mit vielen nackten Zahlen gibt es wie "Sand am Meer". Der große Vorteil des Aktienfinders liegt für mich in der grafischen Darstellung der Entwicklung von Gewinnen, Cashflows, Margen etc.

Der "grafische Blick" ermöglicht es mir, in kurzer Zeit zu erkennen, ob ein Unternehmen angesichts meiner Ansprüche als Quality-Investor interessant sein könnte und ob sich die genauere Analyse lohnt. Und in dieser Zeitersparnis liegt das große Plus des Aktienfinders, durch den ich erst auf so qualitativ wertvolle Unternehmen wie Amphenol, Check-Point-Software, AptarGroup, Cerner, Henry Schein oder Canadian National Railway gekommen bin ... um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Mit der behutsamen und stetigen Weiterentwicklung wie z.B. bei den Suchfunktionen wird der Aktienfinder immer weiter optimiert. Lediglich bei der Hinzunahme neuer Unternehmen dürfte noch etwas mehr Dynamik entstehen:-) Denn jedes neue Unternehmen macht den Aktienfinder noch interessanter ...

Chapeau, Torsten! Danke für die Entwicklung des Aktienfinders! Möge er sich etablieren, so dass es ihn auch in vielen Jahren noch geben wird.

Matthias

Antwort von Torsten

Hallo Matthias,

Zuspruch bekomme ich erfreulicherweise regelmäßig. Doch keiner wurde bisher so schön ausformuliert, wie es dir gelungen ist. Dafür vielen Dank!

"Der große Vorteil des Aktienfinders liegt für mich in der grafischen Darstellung der Entwicklung von Gewinnen, Cashflows, Margen etc."

Ich sehe das auch als Vorteil. Interessanterweise gibt es jedoch auch Mitglieder, denen die Grafiken gar nicht so wichtig sind, weil sie fast ausschließlich mit der Tabelle (dem eigentlichen Screener) arbeiten. Teilweise sogar in Excel oder auf Papier ausgedruckt. Mich hat das selbst überrascht. Auf der anderen Seite ist für mich der grundlegende Mehrwert des Aktienfinders in der Wachstumsstrategie, auf der er basiert und den speziellen Kennzahlen. Andere Aktienscreener sind für mich meist "seelenlos". Während der Aktienscreener das Ziel hat, Qualität aufzuspüren, gibt es bei den meisten anderen Screenern Kennzahlen von der Stange und ohne Ausrichtung.

"Mit der behutsamen ... Weiterentwicklung"

Was heißt hier behutsam? Ich finde, ich lege ein ganz schönes Tempo in der Entwicklung vor ;) Wird allerdings nicht immer so bleiben. Auch wenn man ewig verbessern kann, sind die wichtigsten Features irgendwann implementiert und muss ich mich auch um andere Dinge im Rahmen dieses Projektes kümmern, damit ... "es ihn auch in vielen Jahren noch geben wird".

Gruß,

Torsten

P.S.: Die 600 Unternehmen mache ich dieses Jahr noch voll.

Kommentar von Matthias |

Ja, ... es gibt viele seelenlose Screener ... schön formuliert:-)

Deine neuesten Graphiken sind wieder richtig toll und steigern den Mehrwert. Noch eine Anregung:
Es wäre schön, wenn man zu allen in den Graphiken enthaltenen Daten auch filtern könnte.

So könnte der Aktienfinder neben den bisherigen Themenblöcken Dividende, Ertrag und Bewertung auch den für Investoren wichtigen Themenbereich "Stabilität/Sicherheit" abdecken ... indem man z.B. nach Eigenkapitalquote oder Dynamischem Verschuldungsgrad filtern könnte. Die Daten liegen ja vor ...

Matthias

Antwort von Torsten

Hallo Matthias,

in der Tat habe ich auf meiner ToDo-Liste auch einen Eintrag, in der es um die Erweiterung des Filters geht. Es gibt dafür sogar schon einen Entwurf. Allerdings gibt es noch einige Punkte, die ich vorziehen möchte.

Danke für die Treue und Gruß,

Torsten