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Woher hast du die Daten? Oder: mein Burggraben.

Keine Frage wird mir öfter gestellt als jene, woher ich die Daten für den Aktienfinder beziehe. Und obwohl es stets die selbe Frage ist, zielen die Fragenden je nach Herkunft auf die unterschiedlichsten Dinge ab.

Die Mitglieder und Interessenten

Hier will man wissen, ob man den Daten vertrauen kann. Dabei ist die Annahme verbreitet, dass Datenqualität mit der Größe der Webseite zusammenhängt. Große Finanzseite: gute Daten. Kleine Finanzseite: schlechte Daten.

Unbegründet ist diese Annahme nicht. Schließlich können große Finanzseiten bei der Bezahlung ihrer Datenlieferanten tiefer in die Tasche greifen. Deshalb gehe ich das Thema offensiv an und widme dem Thema Datenqualität eine eigene Seite.

Darüber hinaus ist Budget allein für eine hohe Datenqualität jedoch kein Garant. Insbesondere dann nicht, wenn systematische Fehler quasi „Industriestandard“ sind, wie es bei den Berechnungen von KGV, KBV & Co der Fall ist. Nachzulesen in „Das KGV-Komplott“ auf AlleAktien.de.

Die Hobby-Entwickler und Finanz-Startups

Ohne Finanzdaten funktioniert weder Finanzseite noch Finanz-App. Bei der Frage nach der Datenherkunft schwingt oft die Hoffnung mit, man habe trotz wiederholtem Googeln nach „stock api“, bzw. „stock api for free“ den entscheidenden Treffer übersehen. Dem ist meines Wissens nicht so. Die kostenlosen Schnittstellen, z.B. auf Quandl oder Alpha Vantage, sind hinreichend bekannt, für die professionellen Anwendung in der Regel jedoch zu limitiert. Ohne  Geld für Daten in die Hand zu nehmen wird es in den meisten Fällen deshalb nicht gehen.

Die großen Finanzseiten

Ähnlich wie bei privaten Mitgliedern und Interessenten geht es hier zunächst um die Frage, ob man sich auf die Daten verlassen kann. Dabei ist allerdings nicht nur die Qualität der Daten gemeint, sondern hat die Frage auch eine zeitliche Komponente. Werden meine Daten auch morgen und übermorgen noch zur Verfügung stehen? Dies ist insbesondere dann wichtig, wenn der Aktienfinder selbst als Datenlieferant in Frage kommt.

Die institutionellen Anleger

Gemeint sind insbesondere Banken, bzw. deren Investmentabteilungen, sowie Vermögensverwalter. Wobei Vermögensverwalter nach meiner bisherigen Erfahrung die einfachere Kundschaft sind. Denn bei den Gesprächen mit interessierten Banken war bisher spätestens dann Schluss, wenn es um das Thema Vertragshaftung und Zertifizierung nach XYZ ging.

Weshalb kontaktieren Banken überhaupt eine Ein-Mann-Firma, wenn klar scheint, dass die gestellten Anforderungen kaum eingehalten werden können? Ich vermute aus demselben Grund, der die Banken die hohen Anforderungen stellen lässt: bürokratische Hürden getrieben vom Wunsch nach höchstmöglicher Absicherung. Damit verbunden ist in der Regel eine träge, wenig risikofreudige Organisation. Dies wissen natürlich auch die Mitarbeiter in den Investmentabteilungen. Bekommen sie die gewünschte Dienstleistung nicht extern, bekommen sie diese nie. Also probieren sie es eben doch. Verübeln kann ich es ihnen nicht.

Die Antwort: Mein Burggraben

Und woher beziehe ich nun meine Daten? Hier lege ich die gleiche Offenheit an den Tag wie Coca-Cola bei der Veröffentlichung seines Rezepts. Und ähnlich wie bei Coca-Cola würde dem Fragesteller die Antwort vermutlich wenig nutzen. Zumindest nicht, wenn es ihm darum ginge, die Funktionalität des Aktienfinders zu kopieren. Denn der eigentliche Mehrwert der Seite liegt nicht darin, die gezogenen Daten in bunten Farben auf den Bildschirm zu übertragen. Stattdessen werden die Daten aggregiert, verarbeitet und neu erzeugt, um den eigentlichen Mehrwert zu schaffen. Schließlich soll der Benutzer möglichst einfach erkennen, welche Aktien für sein langfristiges Investment geeignet sind.

Selbstberechnete Spalten im Aktienfinder
Auszug aus dem Screener des Aktienfinders. Rot hinterlegt die selbst berechneten Werte.

Der Screenshot zeigt einen Ausschnitt aus dem Screener des Aktienfinders. Die selbst berechneten Kennzahlen sind rötlich eingefärbt. Tatsächlich werden im Screener ausschließlich Daten angezeigt, die aus den angelieferten Rohdaten selbst berechnet werden. Ausnahmen gibt es lediglich bei den Stammdaten sowie der Marktkapitalisierung, und selbst da lege ich über eigene Masken regelmäßig Hand an, wenn z.B. die Klassifizierung nicht passt.

Und weil selbst große Finanzseiten und institutionelle Anleger die Daten nicht einfach mal eben selbst berechnen können, sehe ich dies als meinen eigenen, kleinen Burggraben an. Wollte eine Bank ein solches Projekt realisieren, entstünden Kosten in Millionenhöhe. Ausgang Ungewiss. Allein Konzeptionsphase und Budgetgenehmigung würden sich über Monate ziehen. Dann das Aufstellen des eigentlichen Teams, die Suche nach externen Entwicklern, die Bereitstellung der notwendigen Infrastruktur und schließlich im Zuge der Implementierung die dauernden Reibungsverluste und Fehler, wenn nicht alles Wissen in annähernd einem Hirn vereint ist, sondern sich über in der Finanzbranche gut bezahlte Manager, Businessanalysten, Admins, Entwickler und Tester verteilt.

Fazit: Eine Frage = viele Gründe = ein Burggraben

Auch wenn es mit den Banken als Kunden vorläufig nichts wird, so freue mich dennoch über deren Anfragen. Denn das Interesse spiegelt die Wertschätzung für den Aktienfinder wieder. Und Dank der vielen Mitglieder und der tollen Unterstützung aus der Community besteht auch kein Zeitdruck.

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